Wir machen eine kurze Tageswanderung und die Sonne steht tief am Horizont. Plötzlich hat man das Gefühl, dass man keine Ahnung hat, wo man sich befindet… dabei sind wir gar weit entfernt von zuhause oder vom Hotel (im Urlaub etwa).
Vor ein paar Stunden haben wir uns noch stolz alleine durchgeschlagen und gemeint, dass wir die Gegend wie unsere Westentasche kennen. Mit vollem Selbstvertrauen suchten wir einen neuen Wanderweg, aber jetzt ist die zuvor friedlich scheinende Umgebung dunkel und bedrückend. Nichts sieht so aus, wie vorher. Wie bist du hier her gekommen? Wie kommst du raus?
Niemand hat bewusst vor, sich zu verirren, aber es kann passieren. Jetzt macht es sich bezahlt, ob man sich für den Fall der Fälle ein wenig vorbereitet hat. Hier die “Do and Don’t” Regeln:
1. Rucksack
DON’T: nimm selbst für kurze Ausflüge nicht einfach nur eine Flasche Wasser und einen Energieriegel oder zwei mit, und mache dich dann auf den Weg.
DO: bevor du losziehst, überlege: “Habe ich genug Vorräte, um eine Nacht draußen zu verbringen, wenn das nötig würde?” Denke nur einfach an die simple Möglichkeit, dass du stolpern und dir ein Bein brechen kannst. Diese Dinge passieren tausendfach jedes Jahr. Bereite dich auf diese Möglichkeit vor.
Nimm die 10 wichtigsten Dinge mit: Karte der betreffenden Region (wasserdicht in Folie einschweissen), Kompass, GPS (Handy, aber vergiss nicht, dass Batterie sich leeren und du dann ohne Hilfsmittel da stehen kannst), Taschenlampe mit frischen Batterien, ein wenig Nahrung, ausreichend Wasser für den Tag, zusätzliche Kleidung (Pullover oder Jacke), Erste-Hilfe-Set, Streichhölzer, Feuerstarter und Regenschutz.
Packe auch ein grundlegendes Überlebenskit ein, mit Notfalldecke oder einen großen Plastikmüllsack für den Schutz gegen Regen, einen zusätzlichen Feuerstarter (Feuerstein und wasserdichte Streichhölzer und/oder Wegwerffeuerzeug), eine Wasserfiltrationsmethode wie Trinkwasser, einen Signalspiegel, und ein ca. 25×25 cm großes Quadrat aus besonders dicker Aluminiumfolie zur Herstellung einer Tasse oder eines rudimentären Kochtopfs, um Wasser abzukochen usw.
2. Planung
DON’T: Teste deine brandneuen Navigationsfähigkeiten, dein GPS oder einen Kompass nicht das erste Mal auf einer dir unbekannten Route.
DO: mache dir deine Grenzen realistisch klar und plane Ausflüge, Streckenlänge, Höhenunterschiede und Gelände immer so, dass du sie auch bewältigen kannst. Mache dich mit Karte und Kompass oder GPS vertraut, bevor du in die Wildnis ziehst. Recherchiere deine Route, bevor du losläufst, und stelle sicher, dass du eine genaue Vorstellung davon hast, welche Überraschungen das Gelände für dich bereithält.
Bevor du dann los wanderst, identifiziere die Richtung, die dich garantiert in die Zivilisation zurückführst, falls du dich verirrst, und wo die nächstgelegenen Wohnsiedlungen und Strassen sind.
3. Du entscheidest dich für einen Ausflug
Don’t: Du hattest einen harten Tag und willst nur deinen Kopf frei machen, also nimmst du einfach eine Tasche mit ein paar Vorräten, schnallst deine Stiefel an und gehst zur Tür hinaus. Du bist ja nur ein paar Kilometer unterwegs und möchtest deine Ruhe haben. Es gibt also keinen Grund, jemandem mitzuteilen, wohin Sie möchten.
Do: Lasse IMMER Jemanden wissen, wohin du gehst, ob Freunde, Familienmitglieder, der Rezeption im Hotel oder einem Parkwächter. Stelle sicher, dass du die geplante Route, die erwartete Rückkehr und die Uhrzeit angeben, zu eine Rettung eingeleitet werden sollen, wenn man Nichts von dir hört. Selbst, wenn du nur eine Notiz hinterlässt oder eine kurze SMS an einen Freund sendest: du solltest unbedingt Jemandem mitteilen, wohin du gehst. Wenn du Niemandem davon erzählst, musst du im Falle eines Unfalls z.B. möglicherweise viele Stunden oder gar Tage irgendwo liegen, und auch Zufalls und Glück hoffen…
4. Wandern
Don’t: Du bist hier draußen, um deinen Kopf zu leeren und die frische Luft einzuatmen. Es ist also in Ordnung, während der Wanderung zu träumen und deiner Umgebung wenig Aufmerksamkeit zu schenken.
Do: Achte auf Objekte – Bäume, Häuser, Wegkreuzungen, Denkmäler, Hinweistafeln usw. Merke dir solcher Marker, um deinen Weg zurückverfolgen zu können. Überprüfe deinen Standort immer wieder auf deiner Karte. Denke auch an Brücken oder Schluchten. Es ist eine gute Idee, sich oft umzudrehen, um den Weg aus einem anderen Blickwinkel zu studieren. Auf diese Weise wird der Weg nicht ganz so ungewohnt erscheinen, wenn man ihn zurückverfolgen muss. Jedes Jahr verlieren sich immer mehr Menschen, nur weil sie annehmen, dass ihre GPS-Geräte oder Handys sie zurückführen. Sie vergessen, dass Batterien sich rasch leeren, und manchmal einfach kein guter Empfang besteht.
5. Wenn du vermutest, dass du dich verirrt hast
Don’t: Wander NICHT weiter, wenn du das Gefühl hast, dass Sie vom Kurs abgekommen bist. Rede dir nicht ein, dass der richtige Weg schon irgendwo da vorne kommen muss…
Do: halte inne, wenn du meinst dich verlaufen zu haben. Achte auf Hinweise und Marker. Wenn der Pfad plötzlich schmal und schmaler wird oder nicht mehr die Landmarken zu sehen sind, die du kennst und zuvor gesehen hast, dann ist etwas faul. Orientiere dich mit der Wanderkarte, bestimmte die Himmelsrichtung, verdeutliche dir, woher du gekommen sein musst und kehre in diese Richtung um. Behalte aber die Ruhe und versuche so gelassen wie möglich, die richtige Richtung zu suchen, eine grössere Strasse, oder eine Wohnsiedlung, um so wieder die Orientierung zu finden.
6. Verirrt… was nun?
DON’T: Keine Panik! Drehe dich um und gehe zurück in die Richtung, in die du gekommen bist. Weiche nicht plötzlich von deinem derzeitigen Pfad ab, schreie oder kauere dich hin und weine. Diese Dinge helfen nicht weiter!
DO: Bleib stehen. Setze dich, atme tief ein und beurteile die Situation völlig ruhig. In dem Moment, in dem du feststellst, dass du dich wirklich verlaufen hast, schaltet sich das Adrenalin ein, und lässt man dies zu sehr zu, neigen wir dazu, etwas Drastisches und Irrationales zu tun. Darum ist RUHE BEWAHREN das oberste Motto.
Suche dir einen geschützten Platz und nimm etwas Nahrung und Wasser etwas zu dir. Mache dann eine Bestandsaufnahme deiner Ausrüstung, der aktuellen Wetterbedingungen und der Entfernung, die wahrscheinlich zurücklegen musst, um zurück zu kehren.
Gehe mental zurück zu dem letzten Ort, an dem du deinen Standort sicher kanntest. Kannst du feststellen, wo du vom Weg abgekommen bist?
7. Anruf tätigen, in Aktion treten
Don’t: Schlage dich nicht blindlings durch ungewohntes Gelände und versuchen in Eile und Panik, den Pfad wieder zu finden oder einen neuen zu finden. Rede dir nicht ein, dass du keinesfalls draussen alleine eine Nacht überleben kannst.
Do: Wenn du kannst, nutze dein Handy, und rufe Hilfe. Wenn das Wetter drastisch umschlägt oder die Nacht beginnt hereinzubrechen, dann suche dir aber jetzt einen geschützten Lagerplatz für die Nacht, BEVOR die Dunkelheit herein bricht. Wenn du versuchst, unter den sich verschlechternden Bedingungen nachts umher zu irren, verschlechterst nur deine Situation, vergeudest Energie und setzt dich einem höheren Verletzungsrisiko aus
Gehe bei beginnender Dämmerung nur dann weiter zurück, wenn du wirklich sicher bist, dass du den letzten Wegmarker finden kannst, von dem aus du den weiteren Rückweg sicher findest. Laufe nur dann querfeldein, wenn du dein Ziel sehen kannst und sicher weisst, dass auf dem Weg dorthin kein unwegsames Gelände liegt, oder Hindernisse wie z. B. Klippen, Täler oder Flüsse.
8. Eine Nacht im Freien
Don’t: Wandere niemals ziellos, panisch und ohne Plan durch die Wildnis. Ignoriere nicht Anzeichen der Natur, etwa wie tief die Sonne gesunken ist und wie tief die Körpertemperatur deines Körpers gesunken ist…
Do: Zieh dir eine Mütze tief bis über die Ohren und lege alle zusätzliche Kleidung an, die du (hoffentlich) mitgebracht hast. Dann baue ein Feuer und einen einfachen Unterschlupf. Dich warm und trocken zu halten ist deine oberste Priorität, Wasser oder Nahrung sind jetzt nicht so wichtig. Sorge dich auch nicht übermässig. Eine Nacht im Freien ist kein echtes Problem, wenn du ausgerüstet bist und weisst, wie du dich verhalten musst. Die meisten verirrten Wanderer werden im Laufe eines halben Tages gefunden.
Abhängig davon, wie stark sich das Wetter ändert, kann man innerhalb von Minuten unterkühlen. Denke im Hinblick auf Kleidung beim Überleben an den Spruch „Cotton Kills“. Baumwolle leitet die Körperwärme sehr rasch ab und lässt die Körpertemperatur genauso schnell oder schneller sinken, als wenn du nackt wärest, insbesondere wenn sie feucht ist (Schweiss, Regen).
Besser ist Kleidung aus Wolle, in mehreren Schichten, also mehrere T-Shirts, Hemden, leichter Pulli, dicke Jacke. Dank der technologischen Fortschritte gibt es auch spezielle, winddichte, wasserabweisende Kleidung für Wanderer. Dies sind natürlich Überlegen, die man VOR einem Ausflug anstellen muss…
9. Rettung
Don’t: In dichten Bäumen versteckt bleiben und vergessen zu signalisieren.
DO: Suche dir einen freien Platz in der Nähe deines Nachtlagers, versuche Rettungssignale zu geben. Lege z.B. helle Blätter oder Holzstücke auf den Boden, und male so ein grosses X. Oder mache mit grünen Zweigen und Blättern ein rauchiges Feuer. Dies alarmiert die Luftrettungen, die ggf. nach dir sucht. Pfeife laut (strengt weniger an, als Rufen und Schreien) und signalisiere deinen Standort mit einem Spiegel (tagsüber im Sonnenlicht) oder einer anderen reflektierenden Oberfläche wie einem Zifferblatt, einem Handy, einem Kompassspiegel, einem GPS-Gerät oder einer Taschenlampe.
Still sitzen zu bleiben ist ein guter Weg, um verloren zu bleiben… tagsüber oder sobald du Menschen hörst, stehe auf, winke, rufe, pfeife – versuche auf dich aufmerksam zu machen.
Viele Bürger meinen, solch “dumme Dinge”, wie sich zu verlaufen, würde ihnen nie passieren. Tatsächlich passieren die oben genannten Dinge aber die ganze Zeit, jeden Tag, besonders im Urlaub. Hunderte Menschen sterben dabei jedes Jahr, weil sie sich nicht vorbereiten wollten. Darunter sind sogar erfahrene Wanderer, die nur ein bisschen zu selbstsicher geworden sind.
Der Schlüssel hier ist, immer vorab einen Plan zu haben, und sicherzustellen, dass man ausgerüstet ist, wenn man sich für eine Tageswanderung auf den Weg macht, eine Bergwanderung, oder wenn man durch den Wald zu wandert, insbesondere immer dann, wenn man die Route und Gegend nicht wirklich gut kennt, und seine eigenen körperlichen Leistungen nicht wirklich sehr gut einschätzen kann.